Samstag, März 31, 2012

Mass Effect 3

Ist es wirklich über ein Jahr her seit meinem letzten Post? Wahnsinn, wie die Zeit vergeht...! Nun gut, dann hab ich ja etwas aufzuholen und das trifft sich gut, da es ein paar Dinge gibt, die mich aktuell ziemlich beschäftigen.

Da wäre Mass Effect 3 (und das Ende). Mass Effect ist ein Phänomen und ich hatte mich sehr auf den dritten Teil gefreut. Es kommt ja wirklich sehr selten vor, dass man über mehrere Teile einer Spielereihe eine fortlaufende Handlung erzählt bekommt in einem sehr durchdachten Zukunftsszenario. Vielleicht am ehesten vergleichbar mit Star Trek, was die Logik der Technik und die komplexität der Geschichte der beteiligten Charaktere und Völker betrifft.
Aber starten wir am Anfang (Achtung: enthält natürlich Spoiler!):
Die Spielereihe "Mass Effect" ging an mir lange Zeit vorbei. Ich hatte zwar davon gehört, wusste es aber nicht so recht einzuordnen. Shooter? Rollenspiel? Ende letzten Jahres habe ich dann aus einem Impuls heraus den ersten Teil für 10 Euro gekauft um es mal anzuschauen. Anfangs war es schwer in das Spiel einzutauchen. Man verbringt zuerst viel Zeit auf der Citadel, die recht groß erscheint und mir hat noch ein Gefühl für das Spiel gefehlt ("was passiert eigentlich gerade alles", "was mache ich hier?", etc.). Auch der Umgang mit der Ausrüstung und den ganzen Erweiterungen hat mich zu Anfang überfordert. Doch nach der ersten Phase auf der Citadel, der Begegnug mit Ashley und dem Aufstieg zum Spectre-Status hatte mich das Spiel gepackt. Ich kam mit der Ausrüstung klar, habe gewusst wonach ich Ausschau halten muss. Aber vor allem hat sich nach und nach eine wahnsinnig gut erzählte Geschichte epischen Ausmaßen entfaltet. Ich konnte und wollte kaum noch aufhören und möglichst alles mitnehmen. Also jeden Planeten erkunden, jede Unterhaltung führen, etc. Schön war es auch zu sehen, wie sich nach und nach immer mehr Vertrauen und Beziehung zur Mannschaft entwickelt. Man lernt die Crew durch die Gespräche immer besser kennen und durch die Gesprächsoptionen wir es nicht nur irgend eine, sondern zur eigenen Geschichte.
Auch die Kommentare der Crewmitglieder während den Missionen trugen dazu bei, die Welt von Mass Effect sehr lebendig zu machen. Umwerfend war aber vor allem die Tatsache, dass man immer wieder mit kleinen und großen moralischen Entscheidungen konfrontiert wurde, die teilweise dramatische Auswirkungen (auch auf die zukünftige Geschichte) haben sollten. Vom einfachen "sage ich ein aufmunterndes Wort zu meinem Crewmitglied?" bis hin zu "wen von meinen Leuten rette ich wenn die Zeit nicht reicht um beide zu retten?". Absolut Hammer unbeschreibar und sehr emotional bis hin zum dramatischen Ende.


Da es Teil 2 auch schon reduziert gab habe ich gleich zugegriffen und weitergespielt. Ich war gespannt, wie die Geschichte fortgesetzt wird, wie es meiner Crew geht, etc. Der zweite Teil hatte leider einige Rollenspielelemente gestrichen. Man konnte sich nicht mehr im Detail um die Ausrüstung kümmern. Auch die Kommentare der Crewmitglieder während den Missionen wurden gestrichen. Alles sehr schade. Dafür startete der zweite Teil aber mit einem überraschenden Szenewechsel, denn plötzlich arbeitete man nicht mehr für die Allianz. Alles wirkte etwas mehr "streamlined" und "Shooter"-like, allerdings entfaltete sich immer noch eine epische Geschichte mit vielen Entscheidungen und wirklich gutem "story-telling". Wobei die eigentliche Geschichte schnell erzählt ist: eine Crew zusammenstellen und ihre Loyalität gewinnen, nebenbei mehr über die Collectors erfahren und ihre Basis finden.
Ich fand es zunächst schwierig, mich an eine neue Crew zu gewöhnen, aber nach und nach trifft man immerhin auch die alte Mannschaft. Schade (aber verständlich) fand ich vor allem die harte ablehnende Haltung von Ashley. Gerade durch die Loyalitätsmissionen lernt man die neuen Crewmitglieder und ihre Vergangenheit kennen und ich konnte tatsächlich Bezug aufbauen. Vor allem den Charakter "Thane" fand ich hier interessant (aber natürlich auch viele andere).
Das Ende von Teil 2 war dann absolut herausragend, da nicht nur action-reich, sondern die Entscheidungen und die Energie die man bis zu diesem Punkt in den Aufbau der Crew und des Schiffs gesteckt hatte sich tatsächlich auf die Story auswirkten. Darüber hinaus konnten sich auch die Entscheidungen, die man während der letzten Mission (sie trägt nicht umsonst den Namen "Suicide Mission") trifft auf den Ausgang auswirken. Absolut brilliant und selten so in einem Spiel erlebt.






Entsprechend groß war also die Vorfreude auf Teil 3. Ich hatte die Charaktere, die Völker und das ganze Universum sehr liebt gewonnen. Was wird aus meinen Freunden? Wie verläuft der Kampf gegen die Reaper?
Während ich die Eingangsmusik von ME2 als sehr kraftvoll empfand, kam mir die Eingangsmusik bei ME3 beim ersten Start (zu) ruhig und besinnlich vor. Ging es nicht gerade im dritten Teil um Krieg und Kampf? Inzwischen muss ich aber sagen, dass ich die gesamte Musik von ME3 sehr passend und schön finde. Der dritte Teil ist tatsächlich viel schneller (am Anfang wurde man für meinen Geschack viel zu schnell und hektisch in die neue Szenerie geworfen), die Geschichte ist noch stärker Kampf-betont. Das macht aber auch Sinn, da Krieg im Universum herrscht und die Erde in Gefahr ist. Die Eingangsmusik setzt hier also einen angenehmen Gegenpunkt, der zur Reflektion inmitten des Kampfes einlädt.
Die Kämpfe in ME3 machen - dank dem erweiterten Kampfsystem - wirklich Spaß. Man kann (und muss) taktischer und teils mit Bedacht vorgehen. Die Grafik sieht noch besser aus. Vor allem aber wird die Geschichte hervorragend (wenn auch teilweise leider sehr traurig) weitererzählt. Zum Teil hätte ich mir allerdings noch mehr Kontakt und Gespräche mit meinen alten, liebgewonnenen Crewmitgliedern gewünscht. Man verbringt aber noch mit einigen guten Freunden "quality time", was zwar schön ist, aber auch schon ein Gefühl des "Abschied nehmens" aufkommen lässt. ME3 enthält einige der emotionalsten Momente, die ich in Computerspielen bis jetzt erlebt habe, z.B. Mording und die Heilung(?) der Genophage, die Auflösung des Konflikt der Quarianer und Geth, Liara's Idee einer Zeitkapsel (was in mir nochmal das Gefühl verstärkt hat, dass der Ausgang wirklich ungewiss ist), zu sehen wie sich Jack entwickelt hat, die Gedankenverschmelzung mit Liara am Schluss, die nur engsten Freunden zuteil wird, um nur ein paar zu nennen.





Das Ende spitzt sich also immer mehr zu und die letzten Kämpfe auf der Erde fand ich hervorragend umgesetzt. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, mich im Kriegsgebiet zu befinden und dass die Kapitulation gegenüber der Hoffnung und des Widerstands zu gewinnen scheint. Um es mit den Worten von Liara zu sagen: "This is it, isn't it?"
Und dann kommt das Ende: der "Run" auf den Energiestrahl, der mich zur Citadel transportiert, die Auseindandersetzung mit dem Illusive Man, das Andocken des Crucibal. Bis dahin hatte ich tatsächlich das Gefühl alles geht gut aus. Doch dann - passiert nichts. Kein Strahl, der alle Reaper zerstört. Nichts. Noch eine Nachricht von Hackett: "It must be something on your end." Also schleppe ich mich blutend zum Steuerpult und breche zusammen. Um dann auf einer Plattform aufzufahren. Dort treffe ich ein höheres Wesen, dass sich mir in Form eines kleinen Jungen offenbart und mir erklärt, dass es die Reaper kontrolliert und sie Teil eines Kreislaus sind, den dieses Wesen geschaffen hat um ca. alle 50000 Jahre alle fortgeschrittenen Zivilisationen auszulöschen, da es sonst im Chaos Enden würde im Kampf der organischen Lebensformen gegen die synthetischen Lebensformen, und um damit neuem Leben Raum zu geben bis dieser Kreislauf von vorne beginnt. Diese Lösung funktioniert nun aber nicht mehr, da ich es als erster geschafft habe, so weit zu kommen. Daher muss ich mich nun für eine von 3 neuen Lösungen entscheiden. Jede dieser Lösung bedeutet aber, dass ich mein Leben opfern muss.
Ich weiß wirklich nicht, was ich von diesem Ende halten soll. Manche Spieler vertreten die Auffassung, dass es ein würdiges Ende der Mass Effect Reihe ist, da es eben kein 0815 "feel good" Ende ist, sondern ein Ende, das bewegt, dass einen emotional mitnimmt. Eine Ende das man nicht einfach abhaken kann, sondern darüber sprechen muss. Und ich habe Verständnis für diese Auffassung. Vielleicht is das auch wirklich so. Es herrscht Krieg. Es scheint keine Hoffnung für die Menschen (oder sogar für alle Völker der Galaxis) zu geben gegen diesen übermächtigen Feind, dessen einziges Ziel nicht Kapitulation sondern Vernichtung ist. Über 3 Teile hinweg macht Shepard Mut, den Kampf aufzunehmen und an der Hoffnung festzuhalten. Und schließlich, nach all seinem Einsatz, muss er sich selbst opfern, um den Völkern eine Zukunft zu geben. Klingt irgendwie sogar vertraut...
Trotzdem nimmt mich das Ende sehr mit. Es ist immer noch ein Spiel und nicht die Realität und wenn ich schon viel Zeit mit einem Spiel verbringe, dann möchte ich mich am Ende nicht schlecht fühlen. Also ja, ich kann verstehen wenn Bioware hier einen eigenen Weg und ein "künstlerisch wertvolles" Ende schaffen wollte (vergleiche "Message in a bottle" oder das Ende der ersten Staffel "24" (aber bei der letzten Staffel "24" gab es auf der DVD wenigstens ein alternatives Ende mit einem guten Ausgang)). Nur irgendwas fühlt sich bei diesem Ende trotzdem nicht richtig an. Bei ME2 hatte es Bioware geschafft, viele Entscheidungen die man bis dahin treffen konnte in die letzte Mission einzubauen. Die bis dahin getroffenen Entscheidungen, sowie Entscheidungen während dieser Mission haben sich deutlich auf den Ausgang ausgewirkt. Duchweg über die gesamte Geschichte von Mass Effect gibt es für unzählige Dialoge und Zwischensequenzen im Hintergrund Entscheidungsbäume und ein Punktesystem. Beim Ende von Mass Effect 3 dagegen gibt es gar keine Entscheidungen mehr. Die Enden sehen sehr ähnlich aus, haben fast die gleiche Konsequenz (abgesehen natürlich von einer nicht zu unterschätzenden moralischen Komponente) und vor allem haben die Entscheidungen bis zu diesem Punkt keinen Auswirkung mehr. Wenn man ein so tolles Ende für ME2 hinkriegt, wieso dann nicht für ME3?
So setze ich also aktuell meine Hoffnung auf die sog. Indoktrinationstheorie, die - selbst wenn sie nicht so von Bioware gedacht war und auch nicht als DLC erscheinen sollte - mich doch mit einem versöhnlicheren Ausgang dieses Epos zurücklässt. Allerdings haben findige Anhänger dieser Theorie bereits erstaunlich viele Indizien zusammengetragen, die es mir schwer machen, hier noch reinen Zufall zu unterstellen. So bleibt also meine Hoffnung, dass ein noch folgendes DLC das Ende ergänzen wird. Was ja auch der Aussage von Bioware entspräche.

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